Wenn man berichtet, dass man sein Kind gerne zu Hause oder in einem Geburtshaus zur Welt bringen möchte, erntet man oft Unverständnis. Doch was ist dran an diesen Vorurteilen?
Zuersteinmal müssen wir unterscheiden: Frauen mit schweren Vorerkrankungen oder pathologischen Schwangerschaftsverläufen (bspw. ein insulinpflichtiger Diabetes, schwere organische Grunderkrankungen, Präeklampsie,...) sollten zur Geburt in eine Klinik mit angeschlossener Kinderklinik gehen. Ebenso natürlich, wenn beim Baby eine Krankheit festgestellt wurde, die unmittelbar nach der Geburt behandlungsbedürftig ist.
Zum Glück sind die meisten Frauen gesund, wenn sie schwanger werden und die meisten Schwangerschaften verlaufen komplikationslos. Diesen Frauen steht die Wahl offen, wo sie gebären möchten.
Vorteile außerklinischer Geburtshilfe:
- 1:1 Betreuung
- du lernst dein Hebammenteam bereits in der Schwangerschaft kennen
- weniger Eingriffe/ Interventionen in das Geburtsgeschehen
- geringere Sectiorate
- weniger Schmerzmittelbedarf
- geringere Dammschnittrate
Wodurch entsteht eigentlich Sicherheit bei Geburten?
Sicherheit bei Geburten entsteht zum einen dadurch, dass die Gebärende sich sicher fühlt. Das hört sich jetzt sehr einfach an, ist aber äußerst wichtig. Wir können nur dann sicher gebären, wenn wir uns komplett sicher und gut aufgehoben fühlen. Je vertrauter unsere Umgebung und je vertrauter unsere Bezugspersonen, desto besser. Etwas gedimmtes Licht, eine kuschelige Umgebung, vielleicht vertraute Gegenstände, all das kann uns dabei helfen, loszulassen. Denn darum geht es ja maßgeblich beim Kinder kriegen. Loslassen. Sich fallen lassen. Hingeben.
"Dort, wo zwei Menschen sich lieben, sollte der Platz zum Gebären sein." (M. Odent)
Zum anderen ist die Betreuungsintensität entscheidend. In der S3-Leitlinie "Die vaginale Geburt am Termin" wird eine 1:1 Betreuung klar empfohlen. Außerklinisch schon längst Standard, ist es in der Klinik aus personellen Gründen oft nicht umsetzbar (bspw. IGES-Gutachten, 2020). Doch Komplikationen in der Geburtshilfe bahnen sich in aller Regel an. Ist die Hebamme stets verfügbar/ anwesend, kann man meist mit kleinen Veränderungen (bspw. einem Positionswechsel) den Geburtsverlauf günstig beeinflussen, sodass es gar nicht erst zu Komplikationen kommen muss. Betreut eine Hebamme jedoch mehrere Frauen gleichzeitig, bekommt sie unter Umständen die Vorzeichen gar nicht mit, sondern realisiert die Komplikation vielleicht erst, wenn sie bereits eingetreten ist (bspw. durch ein Absinken der kindlichen Herzfrequenz oder starke Schmerzen der Mutter).
Was, wenn doch eine Komplikation bei einer außerklinisch begonnenen Geburt eintritt?
In der Regel kann man dann in Ruhe mit dem eigenen PKW in die nächstgelegene Klinik verlegen. Die Hebamme kündigt die Verlegung vielleicht schon telefonisch an, sodass dort bereits alles vorbereitet werden kann für euer Eintreffen. Nur selten muss ein Rettungswagen gerufen werden für den Transport.
Bei QuaG e.V. findet ihr den jeweils letzten Jahresbericht zum Nachlesen und eine tolle Info-Broschüre zum Download.
Bekomme ich außerklinisch Schmerzmittel oder eine Einleitung?
Jein. Außerklinische Geburtshilfe wird auch dadurch sicher, dass wir so wenig wie nötig in das natürliche Geburtsgeschehen eingreifen. Das bedeutet auch, dass wir nicht mit Medikamenten einleiten, sondern den Körper nur auf sanfte Art (bspw. mittels Akupunktur) stimulieren, selbst die Geburtsarbeit aufzunehmen. Möchte der Körper bspw. partout keine eigenen Wehen erzeugen, hat das oft auch einen Grund, der mehr Aufmerksamkeit verlangt.
Ähnlich ist es mit den Schmerzmitteln. Warmes Wasser, intensive Betreuung, vertraute Umgebung, kuschelige Atmosphäre, Ruhe, gedämpftes Licht, Atemanleitung wenn nötig, Ermutigung zur Bewegung,... sind schon ganz viele Faktoren, um Schmerzen gar nicht erst entstehen zu lassen. Falls notwendig, können wir mit sanften schmerzlindernden Methoden unterstützen (Massagen, Tens-Gerät, Akupunktur, Aromatherapie uvm.). Aber auch hier gilt wieder: wenn der Körper uns deutlich zeigt, dass er gerade mehr Aufmerksamkeit benötigt, sind irgendwann die Grenzen der außerklinischen Geburtshilfe erreicht.
Du möchtest gerne noch mehr Informationen zur außerklinischen Geburtshilfe?
Bei MotherHood e.V. bekommt ihr einen Überblick über die aktuelle geburtshilfliche Situation in Deutschland und toll erklärt, wie Geburten sicher werden.
Auch der Hebammenverband BW informiert über die freie Wahl des Geburtsortes und das Thema Sicherheit bei Geburten.